Im August letzten Jahres berichteten wir über die Zusammenarbeit der Schweizer Organisation Swissveg mit dem verurteilten Antisemiten Erwin Kessler, dessen „Verein gegen Tierfabriken“ (VgT), sowie mit der totalitären Sekte Universelles Leben. In einem aktuellen Text unter dem Titel „Indyvegan-Hetze gegen Swissveg, Renato Pichler und Andere“ wehrt sich Swissveg nun gegen unsere Berichterstattung. Dabei erhebt die vegetarische Organisation zahlreiche Vorwürfe gegenüber unserem Netzwerk. In diesem sowie einem weiteren Text unter dem Titel „Hetzkampagnen“ positioniert sich Swissveg selbstbewusst offen nach rechts. Das ist leider kein Aprilscherz.
Die Vorgeschichte
Die Diskussionen beziehen sich auf die Veganmania im Sommer 2015 in Winterthur (Schweiz). Der Schweizer Verein Tier im Fokus hatte bereits im Juli 2015 in einer kritischen Stellungnahme auf die Äußerungen Kesslers auf der Website des VgT aufmerksam gemacht und eine weitere Zusammenarbeit mit dem VgT auf „unabsehbare Zeit“ ausgeschlossen. Wir berichteten daraufhin in unserem Artikel „Verein gegen Tierfabriken – Antisemitismus mit Tradition“ über die antisemitischen Texte des VgT sowie dessen Präsidenten Erwin Kessler.
Auch berichteten wir kritisch über die Beteiligung des VgT sowie der Sekte Universelles Leben an der Swissveg-Veranstaltung Veganmania am 05. September 2015 in Winterthur (Schweiz). Aller öffentlicher Kritik zum Trotz blieb Swissveg dabei, diesen Personen und Organisationen auf der Veganmania eine Plattform für Vernetzung und für die Steigerung ihrer Reichweite zu geben. Erwin Kessler verklagte folgend eine Reihe von Organisationen und Einzelpersonen, die seine Äußerungen als antisemitisch oder ihn als Antisemiten bezeichnet hatten. Die Gerichtsverfahren dazu laufen noch.
Zusammenfassende Betrachtung
Wieder einmal ist jemand angetreten, um begründete, öffentliche Kritik zu „Hetzkampagnen“ umzuwidmen. Ein weiterer Enthüllungsartikel, der schonungslos aufdecken will, was Indyvegan für ein gemeingefährliches Netzwerk ist und wie es vorgeht. Die Selbstverständlichkeit, mit der Teile der „veganen Szene“ Kritik und „Hetze“ miteinander verschwechseln, überrascht dabei nicht mehr. Dass sich eine Organisation wie Swissveg dabei derart deutlich für eine rechtsoffene „vegane Szene“ ausspricht, überraschte uns dann doch ein wenig.
In dem vorliegenden Text macht Swissveg zahlreiche pauschale Zuschreibungen und äußert nachweislich falsche Behauptungen. Beispiele und Belege für die gemachten Vorwürfe enthält der Text nicht. Wie schon aus anderen, ähnlichen Texten bekannt, argumentiert auch dieser Text stark mit Strohmannargumenten. So wird beispielsweise unterstellt, Indyvegan hätte Swissveg als „rechts“ bezeichnet. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Auch werden prominenten Veganer*innen aufgezählt, die Indyvegan als „rechtsextrem“ und „rassistisch“ bezeichnet hätte, bei denen dies nachweislich nicht der Fall war.
All jene, die unsere Kritik teilen, stellt Swissveg als nicht selbst denkende Mitläufer*innen dar, wahlweise auch als Menschen, die unseren Positionen nur aus Angst zustimmen. Zudem stellt der Swissveg-Text den veganen Kochbuchautor Attila Hildmann sowie den veganen Kraftsportler Patrik Baboumian als „Opfer“ von Indyvegan dar, obwohl diese auf unsere kritische Berichterstattung eingegangen sind, sich von einigen vormaligen Positionen distanziert und Fehler eingeräumt haben. Die einzige Differenzierung Swissvegs findet sich in dem Hinweis, Indyvegan würde durchaus auch über „echte menschenverachtende Personen/Organisationen“ berichten. Da der Fall Erwin Kessler mit Abstand zu den deutlichsten von uns dokumentierten Fällen rechter Ideolog*innen gehört, fragen wir uns, welche Fälle Swissveg hier meint. Auch in den aktuellen Verlautbarungen macht Swissveg deutlich, dass unsere Berichterstattung über die antisemitischen Hetzschriften des Schweizer Tierschützers als „Hetzkampagne“ verstanden wird.
Swissveg versucht sich im vorliegenden Text daran, unserem Netzwerk „Schwarz-Weiß-Denken“ vorzuwerfen. Dieser Vorwurf basiert auf der falschen Annahme, dass wir jede Person oder Organisation kritisieren oder „in die rechte Ecke stellen“ würden, die nicht zu 100 % mit uns übereinstimmt. Diese Annahme ignoriert nicht nur, dass die von uns dokumentierten und kritisierten Äußerungen und Handlungen den Tatsachen entsprechen und die kritisierten Personen und Organisationen sich selbst auf diese Positionen stellen. Auch übersieht Swissveg, dass es zahlreiche Akteur*innen innerhalb wie außerhalb der „veganen Szene“ gibt, die nicht in vollem Umfang unsere politischen Positionen teilen, sich jedoch dennoch deutlich nach rechts abgrenzen und auf diskriminierende/menschenfeindliche Kampagnen verzichten. Das neurechte Narrativ einer „linken Meinungsdiktatur“ dient hier, wenn auch in andere Worte gekleidet, der Abwertung emanzipatorischer Positionen als „diskriminierend“. Täter-Opfer-Umkehr strikes again.
Indyvegan wurde gegründet, weil die „vegane Szene“ in all ihren Untergliederungen ein Problem hat. Welches das ist, zeigt der Text von Swissveg, wie auch ähnliche Texte, exemplarisch. Kritik an Veganer*innen, Tierschützer*innen, Tierrechtler*innen und entsprechenden Organisationen wird reflexhaft als „Hetze“ verstanden. Dazu werden gern auch phantasievolle Verschwörungsthesen über die Motive und eine angebliche Steuerung dieser Kritik aufgestellt. Daran ändern selbst deutliche politische Äußerungen und umfassende Dokumentationen nichts. In einem Kommentar unter einem der aktuellen Swissveg-Texte sagt die Organisation sogar:1
„Indyvegan gibt sich sehr Mühe möglichst viele Links anzugeben um den Anschein von Seriosität zu erwecken. Hast du alle Links nachgelesen? Dies tut fast niemand. Die meisten vertrauen blind darauf, dass die Aussagen schon stimmen und nicht aus dem Zusammenhang gerissen seien, da sie ja verlinkt sind. Das war die Aussage in unserem Text. Ausserdem kann man selbst mit korrekten Links manipulieren, indem man dem Leser schon vorgibt, wie er bestimmte Aussagen zu interpretieren hat und dieser einen Text ausserhalb des Kontextes liest. Indyvegan geht psychologisch geschickt vor. Kaum ein Leser hat so viel Zeit wie Indyvegan um deren Recherchen sachlich überprüfen zu können, dass wissen sie. „
Swissveg investierte hier keine Zeit, um unsere Belege wenigstens beispielhaft zu prüfen, und sie gegebenenfalls begründet anders zu interpretieren. Damit hätte die Organisation transparent aufzeigen können, dass die Belege entweder gefälscht oder falsch interpretiert wurden. Swissveg begründet dies offiziell folgendermaßen:
Natürlich könnte man zu fast jedem ihrer Links einen ganzen Abschnitt schreiben, wie damit manipuliert wird, aber eben: Wir sehen dies nicht als unsere Aufgabe, da damit nur wichtige Ressourcen verschwendet werden. Deshalb haben wir exemplarisch nur wenige Falschinformationen von Indyvegan aufgezeigt. Wir werden auch nicht weiter darauf eingehen und uns wieder um unsere Tierschutz/Veganarbeit kümmern.
Welche „Falschinformationen“ Swissveg in dem hier diskutierten Text aufgezeigt haben will, bleibt für uns fraglich. Am Ende des Textes verlinkt Swissveg auf die Hetzschrift des Antisemiten Erwin Kessler, welche mit folgendem Titel überschrieben ist:
Vor dem Hintergrund dieser wiederholten, deutlichen Positionierung der Organisation Swissveg rufen wir daher dazu auf, Unternehmen, die sich für das V-Label von Swissveg zertifizieren lassen, auf die rechtsoffenen Positionen der Organisation, sowie auf die, auf der Swissveg-Website verlinkten, antisemitischen Inhalte hinzuweisen. Ferner rufen wir dazu auf, Aussteller*innen und Kooperationspartner*innen von zukünftigen Veranstaltungen der Organisation über diese Vorgänge zu informieren. Auch Spender*innen und andere Finanziers dieser Organisation sollten wissen, für welchen politischen Kurs sie ihr Geld einsetzen, und dass davon auch Antisemit*innen, Sekten sowie andere rechte/reaktionäre Strukturen und Ideolog*innen profitieren.
Wir bedauern es sehr, dass sich eine der größten veganen Organisationen in der Schweiz derart offen nach rechts positioniert. Gleichzeitig freut es uns, dass sich so viele Organisationen und Personen klar nach rechts abgrenzen, rechtsoffenen Positionen innerhalb der Tierrechtsbewegung eine Absage erteilen und Abstand von einer weiteren Zusammenarbeit mit Swissveg nehmen.
Ausführliche Stellungnahme
Wir werden nun im Einzelnen und ausführlich zu den Vorwürfen und Behauptungen Swissvegs Stellung nehmen. Zur leichteren Orientierung haben wir die Überschriften aus dem Swissveg-Text übernommen.
„Wer ist Indyvegan?“
„Indyvegan ist eine Plattform auf der hauptsächlich Hetze verbreitet wird, gegen alle Personen und Organisationen, welche ihre Ideologie der Ausgrenzung und Diffamierung nicht zu 100% unterstützen. Dabei spielt Indyvegan sowohl Ankläger, Richter als auch Henker zugleich.“
Indyvegan richtet sich gegen Speziesismus, gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sowie gegen rechte Ideologien und Strukturen. Dazu gehören auch rechtsoffene Positionen, die dazu führen, dass rechte Ideolog*innen und deren Positionen Legitimation und Zugang zur „veganen Szene“ erhalten. Es gibt Personen und Organisationen, deren politische Positionen wir nicht teilen, die sich jedoch gleichzeitig nach rechts abgrenzen und für seriöse Tierrechtspositionen eintreten. Auch in der Schweiz gibt es diese. Dass Personen oder Organisationen unsere Kritik an der Beteiligung eines antisemitischen Vereins und einer totalitären Sekte teilen, bedeutet nicht, dass sie all unsere politischen Positionen teilen.
Für uns bleibt fraglich, welche Vorstellungen Swissveg von Informations- und Pressefreiheit hat, wenn eine kritische Berichterstattung über belegte Tatsachen mit einem Gerichtsverfahren mit darauffolgender Todesstrafe gleichgesetzt wird.
„Sie selbst versuchen sich jedoch unangreifbar zu machen indem sie vollständig anonym agieren. Deshalb ist es auch nicht möglich gegen Verleumdungen auf der Indyveganseite vorzugehen.“
Bis heute haben wir von Swissveg keinerlei Aufforderung erhalten, eine konkrete, als falsch nachgewiesene Behauptung von unserer Seite zu entfernen. Welche der von uns gemachten Behauptungen daher den Tatbestand der „Verleumdung“ erfüllen sollte, wurde uns weder von Swissveg noch von Erwin Kessler mitgeteilt. Erwin Kessler forderte uns per E-Mail lediglich dazu auf, ihm die verantwortliche Person für diesen Artikel zu nennen.
„Natürlich findet man auf der Indyvegan-Homepage auch berechtigte Kritik an echten menschenverachtenden Personen/Organisationen. Um diese geht es hier jedoch nicht. Es geht hier ausschliesslich um die vielen Diffamierungen von Menschen, welche ihre Ideologie der Ausgrenzung und Diffamierung Andersdenkender nicht teilen.“
An dieser Stelle fragen wir uns, ob Antisemitismus für die Organisation Swissveg, die auch die Zertifizierung des eigenen V-Labels in 12 Ländern koordiniert, eine „echte menschenverachtende“ Positionen darstellt. Auch der Vorwurf der Diffamierung basiert auf der Annahme, wir hätten falsche Behauptungen verbreitet. Der gesamte Text von Swissveg enhält keine einzige dokumentierte Falschbehauptung. Die öffentliche Kritik an Jenen, die rechten Ideolog*innen eine Plattform geben ist ebenso legitim, wie die Kritik an Denen, die rechte Ideologien vertreten.
„Weshalb kann Indyvegan in der veganen Szene Fuss fassen?“
„Veganer lehnen Rassismus, Faschismus und andere menschenverachtenden Ideologien zu Recht ab. Sie sind deshalb sehr hellhörig, wenn jemand behauptet, dass eine vegane Organisation oder Person angeblich eine solche Ideologie vertritt. Dies nutzt Indyvegan geschickt aus, indem sie gezielt Organisationen und Personen öffentlich diffamiert und in die rechte Ecke stellt.“
Wie in unserem Artikel nachzulesen ist, haben wir Swissveg nicht vorgeworfen, rechte Ideologien zu vertreten, sondern diese zu verharmlosen und rechten Ideolog*innen und Sekten eine Plattform für Vernetzung und Steigerung ihrer Reichweite zu bieten.
„Da jedoch auch auf Facebook die aktive Unterstützung von offensichtlicher Hetze immer öfters ausbleibt, kommentiert Indyvegan seine Posts jeweils auch selbst. Dies geschieht z.B. durch die gefälschten Profile wie «Stefanie Fobel» und andere.“
Wir sind mit der Unterstützung unserer Leser*innen sehr zufrieden. Selbstverständlich steht es unseren Netzwerkmitgliedern frei, zusätzlich mit ihren Profilen für Aufklärung zu sorgen und sich an öffentlichen Diskussionen zu beteiligen.
„Wer unterstützt Indyvegan?“
Dieser Abschnitt spricht weitgehend für sich selbst. Weder für die Behauptung, Indyvegan würde von einigen Personen aus „Angst vor Indyvegan“ unterstützt, noch für die Behauptung, unser Netzwerk würde von Personen aus niederen Beweggründen unterstützt, bringt Swissveg Beispiele oder Belege vor.
Bereits eine kurze Suche in der Gruppe „Vegan in Winterthur und Umgebung“ widerlegt die Behauptung Swissvegs, dass kritische Kommentare zu Indyvegan gelöscht würden. Gleichzeitig ist das Gegenteil der Fall. Die Administrator*innen der Gruppe haben eines unserer Netzwerkmitglieder ohne Begründung aus der Gruppe entfernt und in einem aktuellen Posting der hier diskutierten Stellungnahme von Swissveg bereits nach dem ersten kritischen Kommentar die Kommentarfunktion des Beitrags deaktiviert.2 Damit wurde jede weitere Kritik an dem Swissveg-Text verhindert. Kritische Postings zu Swissveg sowie dem VgT wurden von den Administrator*innen ausgeblendet. Zum Redaktionsschluss dieses Artikels wollte keine*r der Adminstrator*innen eine Stellungnahme zu diesen Vorgängen abgeben.
Zudem wies uns eine Facebook-Nutzerin darauf hin, dass sie den Swissveg-Artikel auf der Facebook-Seite der Organisation kritisch kommtierte. Der Kommentar wurde von Swissveg entfernt und die Person geblockt. Die Person hat uns den betreffenden Kommentar zur Verfügung gestellt und wir haben ihn in dieser Fußnote dokumentiert.3
„Schwarz/Weiss Ideologie“
Für Indyvegan gibt’s nur schwarz/weiss, links/rechts, gut/böse. Wie bei jeder fanatischen Ideologie werden alle Graustufen ausgeblendet. Entweder ein Mensch bzw. eine Organisation gehört zu den «Guten» oder zu den «Bösen». Was «Gut» und was «Böse» ist, definiert Indyvegan gleich selbst.
Dabei spielen Menschenrechte keine Rolle.Sobald eine Person/Organisation von Indyvegan als «Rechts» eingestuft wird, wird diese mit einer Rufmordkampagne diffamiert, ausgegrenzt und (so weit möglich) vernichtet.
Jede Person/Organisation, die es wagt eine solche Kampagne zu stören, wird selbst ins Visier genommen und als «Rechts» eingestuft.
Auch hier belässt man es bei pauschalen Behauptungen. Welche Organisation wir aus der Sicht von Swissveg ohne Grund als „rechts“ bezeichnet hätten, bleibt offen. Begriffspaare wie „gut“ und „böse“ gehören nicht in unsere Sprache. Kritik ist für uns integraler Bestandteil öffentlicher Diskussion und Meinungsfreiheit. Auch gibt es für uns eine Vielfalt von Positionen im politischen Spektrum. Wir wählen unsere Formulierungen stets so, dass wir diese möglichst zutreffend beschreiben.
„Die Folgen der «Indyvegan-Ideologie»“
Gemäss Indyvegan darf es keine allgemein gültigen Menschenrechte geben: Weder die Meinungsfreiheit noch die Religionsfreiheit werden geachtet. Wer eine Meinung oder Religion vertritt, die nicht zur Indyvegan-Ideologie passt, darf bzw. muss bekämpft werden.
Auch das Diskriminierungsverbot der Menschenrechte gilt gemäss Indyvegan nur für deren Gesinnungsgenossen. Doch was soll ein solches Gebot, wenn es für Andersdenkende aufgehoben wird?
Da Swissveg auch hier, wie im gesamten Text, kein konkretes Beispiel nennt, gehen wir davon aus, dass sich die Organisation hier auf die Kritik an Erwin Kessler und der Sekte „Universelles Leben“ (UL) bezieht. Swissveg versucht, das Diskriminierungsverbot auf die Ideologie des Antisemitismus anzuwenden und diesen als legitime „Meinung“ darzustellen. Folgt man Swissveg so dürften Antisemit*innen und Sekten nicht öffentlich kritisiert werden und Veranstalter*innen nicht öffentlich dazu aufgefordert werden, diese von ihren Veranstaltungen auszuschließen. Der Aussschluss einer Sekte oder Religionsgemeinschaft als offizielle*r Akteur*in oder Aussteller*in einer Veranstaltung tangiert in keiner Weise die Religionsfreiheit. Wir achten die Religionsfreiheit. Jedoch achten wir nicht, was Swissveg nach eigener Definition als „Religionsfreiheit“ bezeichnet. Kritikimmunität ist kein Menschenrecht.
„Die Angriffe von Indyvegan gegen alle Andersdenkenden gehen bereits so weit, dass viele Facebooknutzer sich inzwischen überlegen, ob sie ins Visier von Indyvegan geraten könnten, wenn sie bei einem bestimmten Post auf «gefällt mir» klicken. Gemäss Indyvegan muss man vor einem solchen Klick die Religion und Gesinnung der Person überprüfen, welche den Post gemacht hat.“
Nein, das ist nicht unsere Forderung. Menschen sollten aus unserer Sicht Verantwortung für ihre politischen Handlungen und Positionen übernehmen. Wer eine rechte Seite mit „gefällt mir“ markiert und darauf hingewiesen wird, dass es ich um eine rechte Seite handelt, setzt ein deutliches Zeichen, wenn diese Person bei der Unterstützung dieser Seite durch ihr Like bleibt und nicht bereits ist, sich über die Inhalte dieser Seite zu informieren. Auch machen wir unsere Einschätzungen nicht an einzelnen Likes fest, sondern machen uns stets ein Gesamtbild. Das Liken einer einzelnen rechten Website hat noch in keinem Fall dazu geführt, dass wir über eine Person oder Organisation kritisch berichtet haben. Dies wäre in unseren Augen auch mehr als unangemessen.
„In der Öffentlichkeit richtet Indyvegan grossen Schaden gegenüber der ganzen veganen Szene an.
Da von ihnen schon praktisch jeder aktive und bekannte Veganer als «Rechts» eingestuft wird (Martin Balluch, Patrik Baboumian, Attila Hildmann, Marsili Cronberg, Jan Bredack, Gary Yourofsky, Ernst Walter Henrich, Paul Watson …) ergibt sich das falsche Bild, dass Veganer grundsätzlich rassistisch/rechtsextrem seien.“
Wir haben keine der Personen in dieser Auflistung je als „rechtsextrem“ bezeichnet. Rassismus warfen wir aus dieser Aufstellung nur Attila Hildmann und Gary Yourofsky vor. In beiden Fällen haben wir dies entsprechend begründet und belegt. Swissveg erwähnt hier nicht, dass Attila Hildmann und Patrik Baboumian infolge unserer Berichterstattung öffentlich Fehler eingeräumt und sich von Teilen ihrer vormaligen Positionen distanziert haben.4
Richtig ist, dass unsere kritische Berichterstattung für einzelne Personen und Organisationen aus der „veganen Szene“ einen Schaden bedeuten kann. Das tut es ebenso, wenn sich nicht-vegane Personen oder Organisationen rechts oder rechtsoffen positionieren und es Presseberichte und öffentliche Diskussionen darüber gibt. Wer sich gegen einen solchen öffentlichen Diskurs stellt, stellt sich damit gegen Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit.
„In ihrer Diffamierungskampagnen schrecken sie vor nichts zurück. Sie greifen nicht nur die Person direkt an, sondern alle, die diese Person unterstützen könnten. Bei Organisatoren von Anlässen, wie z.B. Swissveg, werden alle Sponsoren und alle Aussteller direkt angeschrieben,“
Politische Aufklärungskampagnen gegenüber den Beteiligten von Veranstaltungen sind legitimer Ausdruck von Informations- und Meinungsfreiheit, solange diese auf Basis von belegten Tatsachen stattfinden.
„bei Privatpersonen wird sogar der Arbeitgeber angeschrieben und die Person diffamiert.“
Diese Behauptung ist falsch. Indyvegan hat in keinem Fall Arbeitgeber*innen informiert. Wir würden dies auch nur dann tun, wenn es darum geht, Arbeitgeber*innen auf rechtsradikale Mitarbeiter*innen und deren Aussagen aufmerksam zu machen. In allen anderen Fällen hielten wir so ein Handeln für unangemessen. Swissveg stützt sich hier auf Gerüchte, die von rechten Aktivist*innen und Querfront-Akteur*innen in Umlauf gebracht wurden, um unserem Netzwerk zu schaden. Entsprechende Belege für diesen Vorwurf gibt es daher auch nicht.
„Sie kontrollieren, was die Person jemals gemacht hat und welche Kontakte die Person irgendwann einmal hatte. Dabei spielt in der Hetze keine Rolle, ob die Person sich von einem Kontakt längst gelöst hat oder ob eine Webseite schon längst gelöscht wurde: alles wird ausgegraben, um die Person öffentlich blosszustellen.“
Auch hier belässt es Swissveg bei pauschalen Behauptungen. Wenn sich Personen von rechten Strukturen distanzieren oder ihre Haltung ändern, dann berücksichtigen wir dies immer und dokumentieren das auch entsprechend.
„Weshalb wurde auch Swissveg angegriffen?“
„Swissveg hat es «gewagt», sich nicht an der Ausgrenzungs- und Diffamierungskampagne von Indyvegan zu beteiligen. Konkret wird ihr von Indyvegan vorgeworfen den Verein gegen Tierfabriken (VgT) nicht von der Veganmania 2015 ausgeladen zu haben.
Da Swissveg keine Zensur ausübt, gab sie der Forderung von Indyvegan nicht nach.“
Bei dem Ausschluss eines Vereins, wie dem VgT, aufgrund antisemitischer Hetzschriften auf deren Website handelt es sich nicht um Zensur, sondern um die verantwortliche Entscheidung einer veranstaltenden Organisation im Interesse einer Gesellschaft, die gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit eine Absage erteilt und rechten Ideolog*innen keine Plattform bietet.
Selbstverständlich steht es jeder veranstaltenden Organisation frei, so einem Verein eine Plattform zu bieten. Ebenso wie die öffentliche Diskussion und Aufklärung darüber erlaubt ist. An welcher Stelle Indyvegan den VgT diffamiert und damit falsche Behauptungen über diesen Verein verbreitet habe, erklärt Swissveg auch an dieser Stelle nicht.
Im Folgenden verteidigt sich Swissveg gegen den Vorwurf, sie hätten sich „menschenverachtendes Gedankengut zu eigen gemacht“. Von wem dieser Vorwurf stammt, wissen wir nicht. Von uns stammt er nicht.
„Da Swissveg auch keine Religionskontrolle bei den Ausstellern der Veganmania macht – somit sich ans Gesetz und die Menschenrechte hält, welche eine religiöse Diskriminierung verbietet – wurde Swissveg vorgeworfen den Stand des Bliib-Gsund Versandes, welcher ausschliesslich vegane Produkte verkauft, nicht von der Veganmania ausgeschlossen zu haben. Indyvegan kritisiert dabei, dass die Betreiber dieses Standes einer Religion zugehörig sind, die sie ablehnen. „
Eine Sekte von einer Veranstaltung auszuschließen, verstößt weder gegen Religionsfreiheit noch gegen Menschenrechte. Wir haben unsere Kritik an der Sekte Universelles Leben begründet, wie es vor uns auch schon einige andere Organisationen und Gruppen taten. Aufgrund wichtiger öffentlicher Diskussionen, die bereits vor Bestehen von Indyvegan stattfanden, bekommt UL in Deutschland auf veganen Veranstaltungen in der Regel auch keine Plattform, um deren totalitäres, menschenfeindliches Ausbeutungsmodell zu verbreiten. Zu den inhaltlichen Kritikpunkten an UL äußert sich Swissveg nicht.
„Denselben Vorwurf könnte man an praktisch jeden Messeveranstalter der Schweiz richten, da der Bliib-Gsund-Versand fast überall (als gern gesehener und geschätzterAussteller) dabei ist.“
Richtig. Nur liegt der Fokus unserer politischen Arbeit nicht auf der Sekte Universelles Leben, sondern auf der veganen Szene.
„Die halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge“
Unter Punkt 1 begründet Swissveg die Nichtbeantwortung unserer Presseanfrage damit, dass ein Mitglied unseres Netzwerkes öffentlich bereits im Vorfeld seine Meinung zu der Stellungnahme Swissvegs äußerte. Wir stellen es den Mitgliedern unseres Netzwerkes frei, unabhängig von den Veröffentlichungen auf Indyvegan öffentlich ihre Meinung zu vertreten. Die Tatsache, dass die folgenden Stellungnahmen von Swissveg inhaltlich nicht von der ersten Stellungnahme abwichen, macht den Zusammenhang zwischen der Nichtbeantwortung der Presseanfrage und diesen individuellen Postings noch weniger nachvollziehbar. In diesem Zusammenhang spricht Swissveg abermals von „Hetze“ und „Rufmordkampagnen“, ohne zu erklären, welche falschen Behauptungen unsere Berichterstattung enthalten haben soll.
Unter Punkt 2 erklärt sich Swissveg zur „seriöseste[n] und kompetenteste[n] Stelle bezüglich veganer Ernährung“ und streitet ab, pseudowissenschaftliche Inhalte zur Behandlung von HIV verbreitet zu haben. Zu dem konkreten Vorwurf, Swissveg habe unter der Überschrift „Entdecker des HI-Virus: Gesunde Ernährung reicht aus – AIDS-Medikamente nicht nötig“ auf die HIV/AIDS-leugnende, verschwörungsideologische Dokumentation „House of Numbers“ verlinkt und daraus zitiert, äußert sich Swissveg nicht. Auch die Frage, warum Swissveg nach unserer Presseanfrage kommentarlos die Verlinkungen auf weitere verschwörungsideologische Videos entfernte, bleibt offen.5 Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass man den Medizin-Nobelpreisträger Luc Montagnier zitiert habe. Dass Luc Montagnier bereits kurz nach dem erhaltenen Nobelpreis mit pseudowissenschaftlichen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam machte, erwähnte Swissveg nicht.6 Auch wird die Dokumentation „House of Numbers“, durch das darin enthaltene Interview mit Montagnier, wissenschaftlich nicht gehaltvoller.
Punkt 3 befasst sich mit den Berichten zu den Facebook-Postings des Swissveg-Präsidenten Renato Pichler. Hier behauptet Swissveg, wir hätten Picheler aufgrund eines dieser Postings unterstellt, „dieselbe Gesinnung“ zu vertreten wie der rechte Politiker Erwin Stadler, dessen Videobeitrag er teilte. Das ist falsch. Wir haben einige rechte Inhalten dokumentiert, die Pichler verbreitete. Eine Einschätzung zu dessen politischer Haltung haben wir nicht abgegeben. Vor dem Hintergrund der Entscheidungen Pichlers in Zusammenhang mit dem VgT und der Sekte UL sowie in Anbetracht dieser Verlinkungen und Pichlers dazugehöriger Kommentare ist er aus unserer Sicht nicht nachweislich als „rechts“, jedoch begründet als „rechtsoffen“ zu bezeichnen.
„Indyvegan schadet dem echten Kampf gegen Rassisten“
„Der Kampf gegen menschenverachtende Ideologien ist wichtig. Wenn man jedoch die Begriffe Rassist oder Nazi etc. so verwässert, dass eigentlich jeder darunter fallen kann, wenn man nur genug lange recherchiert, dann schadet man dem Kampf gegen echte Rassisten und Nazis.“
Dem stimmen wir uneingeschränkt zu. Welche Personen wir falsch als „Rassist*innen“ oder „Nazis“ bezeichnet hätten, lässt Swissveg offen.
„Die meisten Personen, welche von Indyvegan angegriffen werden, lehnen Rassismus vehement ab. Vermutlich ist auch dies ein Grund, weshalb Indyvegan ausschliesslich mit Rufmordkampagnen arbeitet. „
Die Logik dieser Schlussfolgerung bleibt uns ein Rätsel. Swissveg erweckt hier den Eindruck, dass lediglich offen geäußerter Rassismus ein Ausdruck rechter Ideologie sei. Nicht nur, dass die Neue Rechte offenen Rassismus längst durch Ethnopluralismus und andere chiffrierte Formen von Rassismus ersetzt hat. Die vegetarische Organisation ignoriert dabei zahlreiche Merkmale rechter Ideologien.
Würden sie tatsächliche Rassisten angreifen, hätten sie längst alle ihre Opfer angeklagt. Rassismus, Antisemitismus, Sexismus usw. sind in der Schweiz und allen Ländern, in denen Indyvegan aktiv ist, verboten und können zur Anzeige gebracht werden. In Deutschland ist es sogar möglich, solche Anzeigen anonym vorzunehmen. Dennoch ist uns keine einzige Anzeige von Indyvegan gegen irgend eines ihrer Opfer bekannt. Offenbar wissen sie, dass ihre persönliche Definition von «Rassist» etc. vor keinem neutralen Gericht standhalten würde.
Zunächst fällt auf, dass eine Organisation, die rechtliche Veränderungen (Tierrechte) fordert, den rechtlichen Status quo als alleinigen Maßstab für die Ablehnung gruppenbezogen-menschenfeindlicher Positionen darstellt. In Fällen in denen wir eine Strafanzeige für aussichtsreich halten, erstatten wir Strafanzeige nach §130 StGB. Dies dokumentieren wir nicht im Einzelnen, kommt jedoch regelmäßig vor. Darüber hinaus sind Gesetze für uns nicht der alleinige Maßstab ,nach dem sich kritikwürdige oder untragbare Äußerungen und Zustände bemessen. Das Recht auf Informations- und Meinungsfreiheit ermöglicht es Menschen in Deutschland, aber auch in der Schweiz, auch über jene Vorkommnisse kritisch in der Öffentlichkeit zu sprechen, die keine strafrechtliche Relevanz haben oder noch nicht zu Anzeige gebracht wurden. Dass Strafanzeigen und entsprechende Verurteilungen im Fall von Erwin Kessler keinerlei Wirkung zeigten, lässt sich auf der Website des VgT noch heute nachlesen. Noch im Juli 2015 machte Kessler gegenüber dem St. Galler Tagblatt deutlich, dass er weiterhin hinter den Äußerungen stehe, für die er im Jahre 2007 wegen „Volksverhetzung“ verurteilt wurde (6S.367/1998/sch).
„Was haben sie erreicht?“
„Indyvegan hat es geschafft, die vegane Szene zu spalten. Allerdings nicht etwa in Nazis und Antifaschisten, sondern in die, die an ihre Hetzschriften glauben und diese verbreiten und diejenigen, die sich an die Menschenrechte halten und Rassismus genauso ablehnen aber Hetzkampagnen als ungeeignetes Mittel dagegen ansehen.“
Glaube ist für unsere Artikel nicht notwendig, da wir all unsere Behauptungen belegen und unsere Einschätzungen wie auch unsere Kritik begründen. Nicht wir, sondern die Tatsachen über die wir berichten, spalten die Szene. Tatsachen, über die in der Vergangenheit viel zu wenig diskutiert wurde, da die Ressourcen fehlten und sich niemand auf dieses Feld fokussierte. Es waren fast ausschließlich Tierbefreier*innen, die zusätzlich zu ihrem politischen Enagagement für Tiere zu solchen Themen recherchierten und veröffentlichten. Nun, seit einem Jahr, gibt es Indyvegan.
„Menschen/Organisationen, die sich bei der Hetze nicht auf die eine oder andere Seite stellen lassen wollen, werden bereits als rechts eingestuft und unter Druck gesetzt.“
Auch diesen pauschalen Vorwurf unterlegt Swissveg mit keinem Beispiel. Wir haben weder Swissveg noch eine andere Organisation oder Person als „rechts“ bezeichnet, weil diese sich nicht klar gegen Rechts positionierte. Eine offen erkennbare Haltung gegenüber der Kooperation und Inklusion rechter Ideolog*innen oder Querfront-Akteur*innen, sowie Unterstützung rechter Strukturen durch das wissentliche Teilen von entsprechenden Inhalten, bezeichnen wir als „rechtsoffen“. Swissveg ist nach unserer Einschätzung eine rechtsoffene Organisation, die sich verbal von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit distanziert und dabei gleichzeitig rechten Ideolog*innen eine Möglichkeit zur Vernetzung sowie zur Steigerung ihrer Reichweite für ihre gruppenbezogen-menschenfeindliche Agitation bietet.
„Veganmania Schweiz 2015“
„Nachdem Indyvegan es nicht geschafft hat, Swissveg für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und zu bestimmen, wer an der Veganmania 2015 ausstellen darf, war das neue Ziel die «Zerstörung» dieses friedlichen Strassenfests.“
Ziel unserer Berichterstattung war weder die „Zerstörung eines friedlichen Straßenfests“ noch ging es uns darum, über die Aussteller*innen zu „bestimmen“. Unser Ziel war es, auf ein Problem aufmerksam zu machen, darüber aufzuklären und darauf hinzuwirken, dass sich die Beteiligten dazu positionieren. Dies ist uns gelungen. Wir rufen dazu auf, Swissveg nicht mehr zu unterstützen. Welche Schlüsse daraus für Sponsor*innen, Aussteller*innen und Besucher*innen zu ziehen sind, bleibt all diesen Personen und Organisationen selbst überlassen.
Im Rahmen der öffentlichen Diskussionen um den politischen Kurs des Swissveg-Präsidenten Renato Pichler sagten folgende Organisationen und Personen ihre Teilnahme an der Veganmania 2015 in Winterthur ab.: Die Kabarettistin Gabriele Busse, die Jungen Grünen Kanton Zürich, die Organisation Sentience Politics, die Tofurei Engel, der vegane Caterinbetrieb ChéVEGara sowie das Magazin und Frühstückscafé Vlowers.
„Die Veganmania war einmal mehr ein sehr fröhliches Strassenfest, an dem alle Kulturen und Religionen friedlich nebeneinander gefeiert haben. Niemand wurde ausgeschlossen.“
Dabei ist es auch geblieben. Swissveg hat sich positioniert und deutlich gemacht, dass sie einen antisemitischen Verein wie auch eine totalitäre Sekte nicht von ihren Veranstaltungen ausschließen. Aussteller*innen, die das ebenso unproblematisch sehen, sind dabei geblieben, andere haben sich bereits im letzten Jahr distanziert oder werden es zukünftig tun.
„Die angekündigten Demos linksextremer Unterstützer von Indyvegan blieben komplett aus.“
Uns liegen keinerlei Informationen zu angekündigten Protesten im Rahmen der Veganmania in Winterthur vor. Wir selbst haben keine Proteste angekündigt. Welcher inhaltliche Zusammenhang zwischen Aktivist*innen, die unsere Kritik teilen und unserem Netzwerk besteht, können wir nicht nachvollziehen.
„Weshalb erst jetzt dieser Artikel“
„Swissveg ist kein einziger Fall bekannt, bei dem eine Hetzkampagne die Einstellung eines Rassisten oder Nazis positiv verändert hätte. Genau sowenig wie ein persönlicher Angriff gegenüber einem Fleischesser diesen je zu einem Veganer machen würde.“
Wir gehen auch davon aus, dass „Hetzkampagnen“ kein zielführender Ausdruck politischer Auseinandersetzung sind. Die freie Berichterstattung über Tatsachen sowie eine öffentliche Kritik und Meinungsäußerung dazu sind für uns indiskutable Grundpfeiler einer emanzipatorischen, freien Gesellschaft und daher nicht mit „Hetzkampagnen“ zu verwechseln. Wir sind an keiner Stelle davon ausgegangen, dass unsere Kritik etwas an der antisemitischen Ideologie Erwin Kesslers ändert. Vielmehr hofften wir, dass sich Swissveg nicht nur verbal gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und rechte Ideologien positioniert, sondern dies mit einer klaren Abgrenzung in der Praxis deutlich macht. Dies ist nicht eingetreten.
Der Anhang
Am Ende des Artikels wird es dann noch einmal interessant. Dort verlinkt Swissveg auf einen antisemitischen Text Erwin Kesslers7, den dieser im Laufe der letzten Monate immer wieder verändert hat und der aktuell überschrieben ist mit:
„Von anonymen Linksextremen und jüdischen Extremisten angestachelte und von linken Gutmenschen weiterverbreitete verleumderische Hetzkampagnen„
In diesem Text sprich Kessler im Hinblick auf Indyvegan von „linksextrem-jüdischer Ideologie“ und von „jüdischextremen Gruppierungen“. Über unser Netzwerk schreibt Kessler außerdem:
„Indyvegan tut nichts anderes als Rufmordkampagnen gegen Organisationen und Personen zu führen, die sich nicht für linksextreme Ausgrenzungs-Ideologien hergeben und extrem-jüdische Forderungen nicht „respektieren“.“
Wovon Kessler die Annahme ableitet, Indyvegan sei eine jüdische Gruppierung, bleibt fraglich. Mit Blick auf die Website des VgT wird deutlich, dass Kessler die Bezeichnung „jüdisch“ synonym für verschiedene Dinge nutzt, die er ablehnt. Unter Anwendung der Extremismustheorie versucht Erwin Kessler Menschen, die Antisemitismus ablehnen, an den Rand der Gesellschaft zu stellen.
Swissveg geht in dem gesamten Text mit keinem Wort auf die konkrete Kritik, bezogen auf Erwin Kessler und den VgT, ein. Stattdessen verlinkt die Schweizer Organisation einen offen antisemitischen Text und gibt sich gleichzeitig als Schützer*in von Menschenrechten.
Ebenfalls im Anhang verlinkt Swissveg auf einen als „Hintergrundartikel“ bezeichneten, eigenen Beitrag unter dem Titel „Hetzkampagnen“. Diesen Text lassen wir weitgehend für sich sprechen. Swissveg spricht sich darin für eine Inklusion von rechten Ideolog*innen in die „vegane Szene“ aus und will diesen mit Gesprächsangeboten beikommen. Kritiker*innen werden mit Psychopath*innen verglichen oder als nicht selbst denkende Gefolgschaft von „Hetzkampagnen“ deklariert. Abermals wird darin gefordert, Anhänger*innen rechter Ideologien nicht zu diskriminieren, weil dies gegen Menschenrechte verstoße.
Eine weitere Verlinkung verweist auf den Text des rechtsoffenen Tierrechtlers Martin Balluch. In dem verlinkten Text verteidigt Balluch den rechten Tierrechtspopulisten Helmut F. Kaplan. Zudem findet sich im Anhang eine alte Stellungnahme Patrik Baboumians, die bereits durch eine darauffolgende Stellungnahme überholt ist. Ob Swissveg die letzte Stellungnahme Baboumians bewusst unerwähnt lässt, oder ob diese Swissveg nicht bekannt war, wissen wir nicht.
Auch Verlinkungen auf die beiden aktuellen Texte des Ex-Mahnwachen-Aktivisten Marsili Cronberg, welcher erst kürzlich wiederholt für rechte und rechtsoffene Tierschützer*innen Partei ergriff8, befinden sich im Anhang.
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http://abload.de/img/swissvegkommentare38p48.png
https://www.facebook.com/swissveg/posts/1077563145650876
https://archive.is/yfXFR ↩ -
https://www.facebook.com/groups/wintivegan/permalink/889217014524592/
https://archive.is/mL2Wa
http://abload.de/img/31-03-_2016_16-09-44itqhy.png ↩ - Von Swissveg gelöschter Kommentar: „Insbesondere euren Artikel zu Indyvegan finde ich manipulativ und argumentativ schwach. 1. Ihr werft Indyvegan vor, die Religionsfreiheit nicht zu achten, erwähnt aber mit keinem Wort, dass ihr euch damit auf die Sekte Universelles Leben bezieht. Wer für eine solche Sekte Religionsfreiheit fordert, hat schon ohne weitere Worte zu Genüge klar gemacht, wes Geistes Kind er/sie ist. 2. Indyvegan bezeichnet Leute nicht als „Rassist“, „Nazi“ oder „rechts“, und zwar ganz explizit nicht. Sie zeigen auf, wer Berührungspunkte zu verschwörungsideologischen, esoterischen oder religiös fanatischen Personen oder Organisationen hat und wer sich davon explizit nicht distanzieren möchte, auch wenn auf die offensichtlich menschenfeindlichen Haltungen dieser Personen oder Organisationen hingewiesen wird. Indyvegan weist darauf hin, nicht mehr und nicht weniger. In die „rechte Ecke“ stellen sich die Personen selber, wenn sie sich nicht distanzieren. 3. Angeblich betreibt Indyvegan Hetze, weil sie euren Artikel zur HIV-Therapie stark kritisieren: http://www.swissveg.ch/node/390 Ihr behauptet, gar nicht pseudowissenschaftlich argumentieren zu können, weil ihr ja den Entdecker des HI-Virus zitiert. Wenn jemand also einmal eine valide Aussage getätigt hat, hat er danach Narrenfreiheit und muss seine Aussagen nicht mehr validieren? Diese werden einfach als wahr hingenommen? Die Aussage, HIV sei allein durch gesunde Ernährung vollständig (!) zu therapieren und zu heilen, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht eines jeden HIV-Patienten, sondern auch höchst pseudowissenschaftlich und u.U. sogar gefährlich. Sowas zu veröffentlichen ist unter aller Kanone – ganz egal, von wem diese Aussage getätigt wird. Und Indyvegan hat das völlig zurecht kritisiert.“ ↩
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https://www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/photos/a.309816819060323.67767.115883448453662/1052018761506788/?type=3
https://archive.is/A93xJ
http://abload.de/img/31-03-_2016_16-40-38zlo9x.png
https://www.facebook.com/patrik.baboumian/posts/10207351466249051
https://archive.is/fRg9g
http://abload.de/img/31-03-_2016_16-47-410jq08.png ↩ -
Vorher->https://archive.is/7T3Py
Nachher->https://archive.is/8GMBm ↩ -
http://scienceblogs.de/weitergen/2009/10/die-wundersame-welt-des-luc-montagnier/
https://de.wikipedia.org/wiki/Luc_Montagnier
http://scienceblogs.com/insolence/2012/06/27/luc-montagnier-hits-a-new-low-age-of-autism-rallies-to-defend-him/ ↩ - https://archive.is/5ZJAs ↩
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http://indyvegan.org/marsili-cornberg-kampf-fuer-die-vegane-querfront/
http://indyvegan.org/die-methode-indyvegan/ ↩
Der Beitrag Swissveg + Kritik = Hetze² erschien zuerst auf Indyvegan.