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Die Deutschland-HASSER : Review

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Die antisemitische Verschwörungs- und Reichsbürgerideologin „Jasinna“ veröffentlicht bereits seit 2009 auf unterschiedlichen Kanälen Videos die ein sehr breites Spektrum rechter Verschwörungsagitation abdecken. Nun teilte der nicht minder antisemitische Verschwörungsideologe, Rechtspopulist und Vollveganer Ken Jebsen eines ihrer neusten Werke auf Twitter1 und zeigte damit, nachdem er bereits einen offen rassistischen Text auf KenFM veröffentlichte2, wie nah er Pegida ideologisch steht. Sein Auftritt auf der rassistischen Plauener Veranstaltung „Wir sind Deutschland“ sowie seine Zusammenarbeit mit dem völkischen Antisemiten Jürgen Elsässer rahmen das Ganze.

KenFM Ken Jebsen Jasinna Die Deutschen Hasser

Kurzversion

Mahnwachen-Aktivist*innen werden mit diesem Video bei dem sorgsam verbreiteten Feindbild der Antideutschen abgeholt, das diese Bewegung für so ziemlich alle benutzt, denen sie nicht vorwerfen kann, vom Staat gesteuert zu sein, die sie aber dennoch kritisieren. Das Hauptpaket beinhaltet aber vor allem Hetze gegen Geflüchtete und eine gute Prise Verschwörungswahn. Auch neurechte Ideolog*innen bekommen im dem Video genug Interpretationsspielraum, um auf ihre Kosten zu kommen. Den Identitären gefällt das.

Geflüchtete werden laut Jasinna von verschworenen Kräften zum Zwecke der Destabilisierung und Neuordnung Europas angelockt. Laut ihrem Bild sind Geflüchtete mit einer Naturkatastrophe vergleichbare, potenzielle Terrorist*innen, sind gewalttätiger als Deutsche, randalieren sobald etwas nicht nach ihrem Willen geht, simulieren Hilfebedürftigkeit, sind aber eigentlich kräftig gebaut, geben sich frecherweise nicht mit menschenunwürdigen Versorgungsbedingungen in den Geflüchteten-Camps am Rande der EU zufrieden, sind schlechte Eltern, fassen Frauen zwanghaft an, vergewaltigen Frauen und Kinder, fliehen nur vereinzelt wirklich vor Krieg, und all das liege nicht daran, dass sie „böse Menschen“ seien. Nein, Geflüchtete sind laut Jasinna einfach so „konditioniert“. Kulturrassismus in Reinform. Der AfD und Akif Pirincci gefällt das.

Die Antifa ist laut der Reichsbürgerin vom Staat finanziert und sieht, genau wie Jutta Ditfruth überall Nazis wo eigentlich keine sind. Dabei ist Jasinna sehr konsequent darin, unter dem Begriff „Nazi“ nur jene zu summieren, die sich positiv auf den Nationalsozialismus beziehen und Glatze tragen. Rechte Ideologie außerhalb von Neonazi-Gefilden gibt es für Jasinna nicht. Jürgen Elsässer gefällt das.

Die völkisch-rassistischen Pegida-Veranstaltungen werden zu Rentner-Spaziergängen verklärt. Rechtsradikale Aufmärsche zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im zweiten Weltkrieg erklärt uns Jasinna als, für sie nachvollziehbare, Gedenkveranstaltungen. Rassistische Ausschreitungen wie in Heidenau, die von Neonazis mobilisiert werden, stellt sie uns als Proteste besorgter Bürger*innen vor, die nur aufgrund des Eingreifens der Antifa gewalttätig werden konnten. Gleichmäßig über das Video verteilt, transportiert Jasinna die Angst vor dem nahenden „Volkstod der Deutschen“, ohne auch nur einmal das Wort Volk dafür zu verwenden. Auch die rechte Phrase über das angebliche „Scheitern von Multikulti“ hören wir explizit nur einmal. Auf kommunikations-strategischer Ebene weiß sie sehr genau was sie tut.

Ken Jebsen gefällt das. Und er zeigt mit der vermehrten Verlinkung solcher Inhalte zunehmend deutlicher wo er politisch steht und macht sich damit auch gegenüber politisch weniger erfahrenen Menschen erkennbarer als rechter Ideologe. Indyvegan gefällt das.

Extended Version

00:00

Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte der Antideutschen äußert sich Jasinna dort bestürzt darüber, dass ein in ihren Augen harmloser Fakelzug von Neonazis zum 70. Jahrestage der Bombardierung Dresdens in einem Fernsehbeitrag als „schauriger Aufmarsch“ bezeichnet wurde. Sie sieht die Menschen dort in erster Linie als Trauernde, stellt aber sicherheitshalber klar, dass sie nicht mit Nazis sympathisiere. Gleich darauf erklärt sie den Zuschauer*innen aber noch schnell, dass ihr eine Antifa-Demonstration wesentlich mehr Angst mache, als ein „stiller Trauerzug“ (von Neonazis) und zeigt, dass ihr auch rechtsradialer Geschichtsrevisionismus nicht fern ist.

10:50

Jasinna behauptet, dass bei der Bombardierung Dresdens mehr Menschen starben als in Hiroshima und Nagasaki zusammen.

Faktencheck

Nach den niedrigsten Schätzungen starben 90.000 Menschen in Hiroshima und 61.000 Menschen in Nagasaki. Zusammen also 151.000 Menschen.3 Bei der Bombardierung Dresdens waren es nach höhsten Schätzungen 25.000 Menschen.4 Jasinna summt also hier das rechtsradikale Lied von angeblich nach unten gefälschten Opferzahlen. 5

16:59

Und hier ist auch bereits Schluss mit dem Fokus auf Antideutsche. Ab hier wird die Antifa insgesamt als Masse betrachtet und angegriffen. So findet sich einiges an Pegida-Rhetorik. Rechtsradikale Übergriffe und Stimmungsmache gegen Geflüchtete in Heidenau und Schneeberg werden zu Demonstrationen von besorgten Bürger*innen verklärt. Antifas wird vorgeworfen, nur für Randale in fremde Städte zu reisen, während in ihren Heimatstädten Geflüchtete ihre Hilfe brauchen. Gleichsam wird Antifaschist*innen unterstellt, außer Randalen und „Refugees Welcome“-Bannern nichts für Geflüchtete zu tun. Der Großteil der Randale in diesen Städten sei von der Antifa ausgegangen. „Besorgte Bürger*innen“, die „einfach nur sagen, dass sie nicht noch mehr Flüchtlinge oder gar keine mehr aufnehmen wollen“ seien keine Nazis. Dass die NPD die Proteste in Heiden initiiert hat, findet Jasinna „sekundär“. „Denn, wenn kein Bedarf bestanden hätte, sich gegen diese Flüchtlingsunterkunft auszusprechen, dann wären da ja nicht tausend Leute hingegangen.“

29:20

Weiter geht es mit fremdenfeindlicher Stimmungsmache gegen Geflüchtete. So wird eine Eskalation in einer Unterkunft in Suhl als Anlass berechtigter Kritik an Geflüchteten im Allgemeinen dargestellt. Im Folgenden werden unter dem Titel „Flüchtlings-Randale“ gewaltätige Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten gezeigt.

39:28

Dann folgt die bekannte Melodie von den „alleinreisenden Männern“ aus dem rechtspopulistischen Werkzeugkoffer. Jasinna reicht hier aber die Andeutung, weil sie weiß, dass ihr Publikum das genauso zielsicher zu deuten weiß, wie einen Verweis auf die Rothschilds.

40:12

Jasinna resümiert: „Wie auch immer, halten wir einfach mal fest, es kommt sehr häufig zu Randale in Flüchtlingsheimen und es gibt sexuelle Übergriffe auf Frauen. Ja, und diese sexuellen Übergriffe bleiben nicht auf Flüchtlingsheime begrenzt. Auch in den Städten berichten Frauen davon, belästigt zu werden, bis hin zu Vergewaltigung.“[sic!] Entgegen der Faktenlage, dass unter Geflüchteten keinerlei höhere Straffälligkeit in irgendeinem Bereich zu verzeichnen ist als unter Deutschen 6, führt sie weiter aus: „Ja, und an dieser Stelle würde ich gern jedem der triggermäßig sofort Nazi ruft, ja sobald Kritisches über Asylanten geäußert wird, raten, sich mal kurz vorzustellen, es hätte sich bei dem Vergewaltigungsopfer um die eigene Schwester gehandelt.“

44:13

Noch deutlicher fährt sie fort: „Ja, und weil man offensichtlich schon mitbekommen hat, dass es für, sagen wir einige Asylanten, natürlich nicht alle, aber eben doch ausreichend viele, so dass es offensichtlich ins Gewicht fällt, schwierig ist, ihre Finger von Frauen zu lassen, die das nicht wollen[…]“ Im Weiteren wird Reiner Wendt (Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft) gezeigt, der Sorge über steigende Kriminalität durch Geflüchtete äußert. Dass es dafür in der Praxis keinerlei Hinweise gibt, wird nicht gesagt. Wendt sagte, bezogen auf Muslime, bereits gegenüber dem rechten Compact-Magazin: „Frauen sind weniger wert. Frauen muss man weder beachten noch respektieren. Das gehört fast zu den genetischen Grundbausteinen dieser Kultur.“7 Auch als Verfechter von racial-Profiling machte er sich bereits einen Namen.8

44:12

Hier legt Jasinna nochmal nach und betont die angebliche „Vergewaltigung von Kindern“ durch Geflüchtete und behauptet, dass die Medien nicht darüber berichten würden, um das Bild von Geflüchteten nicht negativ zu beeinflussen. „Wir hören hier also vom Chef der deutschen Polizeigewerkschaft, ja, also nicht von irgendeinem sogenannten Fremdenfeind oder gar Nazi, dass es in Flüchtlingsheimen Vergewaltigungen nicht nur an Frauen gibt […] sondern auch an Kindern. Ja, also an Kin-dern! Und das insgesamt offensichtlich in einem solchen Ausmaß, dass trotz der Abwägung die definitiv stattgefunden haben wird, sowas lieber nicht über Asylanten an die Öffentlichkeit zu tragen, damit die allgemeine Stimmung nicht kippt.“

46:31

„Dass enge Heime und null Privatsphäre ein Horror sein können, ja, dafür hab ich volles Verständnis. Aber das erklärt nicht die Vergewaltigungen an Frauen und Kindern, ja, sowie äh Zwangsprostitution. Und es erklärt nicht, weshalb sich Geflüchtete wie Verfolger aufführen, zum Beispiel indem sie auf Polizisten und Einheimische losgehen. All das kann man mit der Enge von Unterkünften nicht mehr rechtfertigen.“

48:14

Womit Jasinna die Ursachen für die von ihr beschriebenen und auf alle Geflüchteten bezogenen Vorgänge sieht, erklärt sie gleich darauf. So erklärt sie, dass Geflüchtete aufgrund „kultureller Eigenarten“ gewaltbereiter seien.

49:23

Im folgenden zeigt sie 6 Presseberichte von Tötungsdelikten in Geflüchteten-Unterkünften und kommentiert diese als „gegenseitiges Abschlachten“ und versucht damit abermals rassistische Ressentiments gegen Geflüchtete zu schüren. Dabei dokumentiert sie diese Fälle mit Presseberichten aus der Presse, die angeblich nicht ehrlich über Geflüchtete berichten dürfe. Die Fakten lässt sie auch hier weg.

Faktencheck:

Bei einer Einwohnerzahl von 82,1 Millionen 9 wurden in Deutschland im Jahr 2014 2.179 Tötungsdelikte (Mord und Totschlag) registriert.10 Das ergibt ein Tötungsdelikt pro 37.265 Einwohner*innen. Im Jahr 2014 lag die Gesamtzahl in Deutschland lebender Geflüchteter bei 629.000.11 Ca. 758.000 weitere geflüchtete Menschen sind im Jahr 2015 dazu gekommen.12 Insgesamt leben derzeit also ca. 1.387.000 geflüchtete Menschen in Deutschland. Jasinna dokumentiert 6 Taten in denen nur teilweise die Täter*innen ermittelt wurden. Nehmen wir an, es sei gesichert, dass in allen Fällen Geflüchtete die Täter*innen waren. Und nehmen wir an, es gäbe noch 4 weitere Fälle die sie bei ihren Recherchen nicht gefunden hat. Bei einer Gesamtzahl von 10 Tötungsdelikten käme man damit auf ein Tötungsdelikt auf 138.700 Geflüchtete. Diese Zahlen spiegeln das wieder was das BKA aber auch unterschiedliche Landeskriminalämter auf Anfrage immer wieder mitteilen. Es gibt keinerlei Anstieg der Kriminalität durch Geflüchtete. Und selbst wenn der rechtsradikale Wahn von Jasinna zutreffend wäre und nicht 6 sondern 37 Tötungsdelikte dokumentiert wären, ergäbe das dann überhaupt erst eine ähnliche Quote wie für Deutschland insgesamt. Aber auch dann, wenn Geflüchtete doppelt so häufig Tötungsdelikte begehen würden wie der Gesamtdurchschnitt in Deutschland (dafür müssten es insgesamt nicht 6 sondern 74 Tötungsdelikte sein), so würde dies in keinster Weise etwas an der Hilfebedürftigkeit von Menschen ändern. Nach den Zahlen von Jasinna sind 99,99957 % der Geflüchteten keine potenziellen Mörder*innen oder Totschläger*innen. Unter Deutschen sind es nur 99,99731 %.

52:12

Nach dem offensichtlichen Lippenbekenntnis, sie wolle nicht sagen „Seht her, die bösen Flüchtlinge“ erklärt Jasinna, dass es ihr nur darum ginge, „Lügen“ und „Beschönigungen“ aufzuzeigen. Welche Lügen und Beschönigungen das seien, erfahren wir in dem fast zweistündigen Machwerk nicht. Im Folgenden Teil wird es dann besonders perfide. Geflüchtete, die sich an der Ungarischen Grenze gegen die Schließung wehren und mit Tränengas zurückgehalten werden, unterstellt sie, dass diese nicht hilfebedürftig sein können, wenn sie Kraft zum „Randalieren“ haben. Sie bezeichnet sie als „hochaggressive Männer“. Im Weiteren beschuldigt sie die Eltern von geflüchteten Kindern, sich mit ihren Kindern in dem Bereich aufgehalten zu haben, der mit Tränengas beschossen wurde. Auch den Zusammenbruch einer Mutter vor ihrem Kind kommentiert Jasinna noch zynisch mit Erziehungsratschlägen.

52:00

„Wenn man es also zulassen möchte, es sich selbst also zugesteht, es wahrzunehmen, ja. Dann könnte man zur Kenntnis nehmen, dass dieses aggressive Verhalten oder diese Ausschreitungen an diesem Grenzzaun leider keine Ausnahme waren, denn auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Griechenland kommt es und kam es zu aggressivem Verhalten. Und zwar immer dann, wenn die Dinge nicht so laufen wie man es sich vorgestellt hatte.“

57:00

Ausschreitungen vor einer Erstaufnahmeeinrichtung auf Lesbos (Griechenland) bezeichnet sie als „Bürgerkriegshölle“ geschaffen von Geflüchteten, die „angeblich […] seit Monaten oder Jahren unterwegs“ waren und wissen müssten was Geduld bedeute. Grund der dortigen Ausschreitung ist eine eklatante Unterversorgung der Verwaltung sowie Konflikte die erwartbar daraus resultieren, dass syrische Geflüchtete mit Vorrang registriert werden. Jassina kommt es gelegen, um einmal mehr ihre kulturassistische Geschichte von gewalttätigen Geflüchteten zu weiterzuspinnen.

59:37

In einem kurzen Zusammenschnitt möchte Jasinna mit solchen „sich häufenden Szenen“ aufzeigen, „wovor die Leute Angst haben“. Mit „Leute“ mein Jasinna Pegida-Demonstrant*innen, die sie in erster Linie als „besorgte Bürger“ verkauft.

1:00:00

Sie wirbt im folgenden für einen Dialog zwischen vermeintlich „besorgten Bürgern“ und der „Mehr-Flüchtlinge-Fraktion“ und behauptet, „die Medien“ würden „mehrheitlich nur zwei Optionen anbieten. Dafür oder dagegen“. Antifaschist*innen vergleicht Jasinna mit dem IS.

1:07:25

Deutschland wird als Land dargestellt, dessen Einwohner*innen zukünftig aus sehr viel mehr Menschen bestehen wird, die nicht bereits seit Generationen in Deutschland leben. Richtig. Die Autorin wertet das nicht sofort. Doch wenig später serviert sie einen Zusammenschnitt an Zitaten von Politiker*innen, die sich negativ auf den deutschen Nationalismus und positiv auf Zuwanderung beziehen. Eine braune Suppe aus Nationalismus und Angst vor „Umvolkung“ rührt uns Jasinna dort im Subtext an, ohne den Begriff selbst zu verwenden.

1:08:50

Dann arbeitet sie sich noch an Jutta Ditfurth ab, deren Engagement gegen Faschismus, Rechtsradikalismus, Antisemitismus und völkische Ideologie sie als „Aufarbeitung eines Traumas“ darstellt, welches darauf basiere, dass Ditfurth in der Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte auf sehr viele Nazis gestoßen sei. Wie in Querfront-Kreisen üblich, wir Ditfurth als jemand dargestellt, der Nazis sieht wo keine sind. Antifa-Demonstrationen in Heidenau werden als „keine gruppenverbindende Erlebnispolitreisen mehr, wo man mal so richtig schön Randale machen kann“.

1:15:40

Dann wird uns der Verschwörungsmythos von der staatsfinanzierten Antifa aufgetischt, der in rechtsradikalen Kreisen aber auch bei den völkisch-antisemitischen, sogenannten Mahnwachen für den Frieden bereits zu den Klassikern zählt. Antifas werden standesgemäß als „linke Faschisten“ bezeichnet, über deren Straftaten die Presse angeblich nicht berichte und die juristisch nicht belangt würden. Direkt im nächsten Schnitt sieht man einen MDR-Beitrag der über Sachbeschädigungen von Antifas am Amtsgericht in Leipzig.

1:18:00

Nach einer kurzen Aufzählung, wer alles nicht auf Pegida-Gegendemos wäre, wenn alles gut wäre in Jasinna-Deutschland, werden Pegida-Demonstrant*innen als „Pegida-Rentner“ verharmlost, „die eh nichts machen können“.

1:22:20

Geflüchtete, die den Zuständen in den Aufnahmelagern an den EU-Außengrenzen entkommen wollen und sich in Deutschland eine würdigere Unterbringung und eine bessere Versorgung erhoffen, werden als unzufriedene Menschen dargestellt, die mehr fordern als ihnen zustehe. Jasinna spricht hier von „sogenannten Refugees“ und wirft die Verschwörungsideologische Frage nach dem Interesse der USA und Großbritanniens, möglichst viele Geflüchtete nach Deutschland zu „locken“. Hier freuen sich die Querfront-Fans die den Verschwörungsmythos von Christoph Hörstel anhängen, Geflüchtete würden von den USA als „Migrationswaffe“ eingesetzt, um Europa zu destabilisieren.

1:28:50

Im folgenden Teil klärt uns Jasinna noch darüber auf, dass Geflüchtete dazu „konditioniert“ seien, sich positiv auf ihre Nation zu beziehen und sich in Konfliktfällen zuerst mit Geflüchteten aus dem eigenen Herkunftsland zu solidarisieren. Damit sei für sie der Demospruch „Wir sind bunt“ ad absurdum geführt. Die Autorin, die gerade noch den rassistisch-nationalistischen Mob von Pegida als harmlose „Pegida-Rentner“ verteidigte, will nun also Nationalismus bei Geflüchteten gewittert haben, der eine Bunte Gesellschaft verhindere.

1:29:50

Jasinna weist darauf hin, dass Syrien nicht an Deutschland grenzt und merkt an, dass die meisten Geflüchteten bereits durch mehrere sichere Länder gereist seien bevor sie in Deutschland ankamen. Ein beliebtes Argument fremdenfeindlicher Agitation, um Geflüchtete als Menschen darzustellen, die nicht genug bekommen können. In diesem Zusammenhang findet sich oft auch die Argumentation, dass diese Menschen, auch wenn sie aus einem Kriegsgebiet kommen, ab dem Punk an dem sie das erste, vermeintlich sichere, Land verlassen haben, als „Wirtschaftsflüchtlinge“ zu bezeichnen seien. Es handelt sich dabei um eine argumentative Vorbereitung auf die Art von Fremdenfeindlichkeit wie sie von neurechten Parteien wie der AfD aber auch von rechtskonservativen Parteien wie der CSU und der CDU kommuniziert werden.

1:30:48

Geflüchtete aus Syrien bezeichnet Jasinna als „Minderheit“, obwohl diese Menschen die mit Abstand größte Gruppe von Geflüchteten ausmachen, die aktuell nach Deutschland flüchten. 13 Warum sie das tut, erschließt sich nur im Gesamtkontext. Mit dieser Behauptung wollen rechte Ideolog*innen implizieren, dass nur eine Minderheit von Geflüchteten tatsächlich vor Krieg fliehe und damit hilfebedürftig sei.

1:33:30

Auch mit der Angst, mit Geflüchteten könnten Terrorist*innen nach Deutschland einreisen, spielt Jasinna in ihrem Video, um auch noch diesen Punkt neurechter Agitation gegen Geflüchtete abgedeckt zu haben. So spricht sie von „nicht wenige[n], die sich nach der Ankunft einfach ein Taxi nehmen und kein Mensch weiß dann wohin sie fahren“. Gleich darauf kommt sie, anhand eines Falls, zu dem sie keinerlei Hintergrundinformationen liefert, wieder auf die „Anspruchshaltung einiger Flüchtlinge“ zu sprechen und erklärt, dass sie dies nur zeige, um einen Kontrast zur Berichterstattung im „Mainstram-TV“ zu bieten. Denn dort werden Geflüchtete laut Jasinna „ausschließlich als überqualifizierte Facharbeiter oder angehende Fußballstars präsentiert werden“. Auf welchen Sendern sie derartig einseitige Darstellungen gesehen haben will, erklärt sie nicht. Dass die angebliche Minderheit syrischer Geflüchteter im Schnitt tatsächlich einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Akademiker*innen mit sich bringt, erzählt sie und nicht. Auch die Frage, welchen Einfluss der Bildungsgrad auf die Hilfebedürftigkeit eines Menschen haben soll, bleibt offen.

1:34:30

Wie „galant“ man seine fremdenfeindliche Agitation einpacken kann, zeigt Jasinna abschließend. So erklärt sie Geflüchtete wie auch alle weiteren in Deutschland lebenden Menschen zu „Bauern auf einem Schachbrettspiel das von anderen gespielt wird. Denn all das was jetzt abläuft, scheint schon lange geplant gewesen zu sein.“

1:34:53

Eine Studie der UNO in der berechnet wurde wie viel Zuwanderung Deutschland brauche, um die demografischen Probleme zu lösen, die in Zukunft auf die Sozialsysteme wirken, stellt Jasinna als dunklen Plan der Mächtigen dar. Worin eigentlich genau das Problem liege, wenn Deutschland sich noch stärker als Zuwanderungsland begreifen würde, erfahren wir nicht. Das bleibt der Gedankenfreiraum den Jasinna an vielen Stellen schafft, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Linke Verschwörungsideolog*innen finden darin genauso ihren Stoff wie neue Rechte die Angst vor dem „Volkstod der Deutschen“ haben. Hier wird es nun sehr gerissen. So unterstellt Jasinna der UNO eine Mitschuld am Ertrinken von Geflüchteten im Mittelmeer, weil diese sich nicht gegenüber „Frau Merkel“ darum bemüht habe, Gelder zu akquirieren, mit denen man die Geflüchteten in der Nähe der Herkunftsländer versorgen könnte. Dass die teure und lebensgefährliche Überfahrt ein Problem ist welches nicht von der UNO sondern von der EU und ihren Mitgliedsstaaten leicht zu lösen wäre, verschweigt sie.14

1:37:30

Die Einstellung der Hungerhilfe für syrische Geflüchtete in Jordanien, der Türkei, im Libanon, in Ägypten sowie im Irak im Jahr 2014 mutmaßt Jasinna als gesteuerten Akt zur Forcierung des „Überschwämmen[s] Europas mit Flüchtlingen“. Dies setzt sie lieber in Anführungszeichen, damit die Richtung ihrer Agitation nicht zu .leicht erkennbar wird. Ziel des düsteren Plans der UN sei die „Neuordnung Europas“ durch „Geostrategen“. Dabei bleibt unerwähnt, dass die Einstellung der Hungerhilfe aufgrund ausbleibender Zahlungen einiger Geberländer geschah und nicht, weil bei der UN Reptiloide das Ruder übernommen haben.15

1:39:31

Die Rede der Grünen-Abgeordneten Stefanie Berg, in der sie sich positiv darauf bezieht, dass die zukünftige Gesellschaft in Deutschland keine ethnischen Mehrheiten mehr kennt, wird von Jasinna als „Nachquatschen“ dessen, „was bei der EU auf dem Gesinnungsplan steht“. Auch hier erfahren wir wieder nicht, was eigentlich Jasinnas Problem mit einem solchen Gesellschaftsbild ist. Die Formulierung „eine von der in Deutschland lebenden Bevölkerung bezahlte Angestellte“ als Bezeichnung für Bundes- oder Landtagsabgeordnete zieht sich durch den gesamten Film und ist Ausdruck der Reichsbürgerideologie von Jasinna.

1:42:15

Im Hinblick auf Morddrohungen gegen Politiker*innen spricht sie von „sogenannten Rechten“. Warum diese nur „sogenannt“ seien, bleibt wiederum offen. Aber um gleicht auf wieder links und rechts in einen Topf werfen zu können, zeigt sie Drohungen die sie selbst erhalten habe.

1:43:45

Abschließend wird es nochmal kurz absurd, als sie Nazis mit Guppies vergleicht, um zu belegen, dass Gregor Gysi in einem Interview indirekt alle Deutschen als Nazis bezeichnet haben soll.

Jasinna lässt uns noch wissen: „Oah, was bin ich happy, dass dieses Video endlich vorbei ist, ja. Das war so anstrengend, weil man sich bei diesem Thema formulieren muss wie eine Katze in einem chinesischen Ming-Vasen-Laden.“ Und dabei hat sie sich wirklich viel Mühe gemacht. Was neue Rechte jedoch nicht verstehen, ist dass sich jede noch so „raffinierte“ Chiffrierung rechter Ideologie am Ende doch selbst entlarvt. Auch für uns war dieses Video sehr anstrengend, Jasinna. Aber was tut man nicht alles als linksgrünversiffter, staatlich gesteuerter Gutmensch, um rechten Ideologien auf den Zahn zu fühlen.

Kommunikationstechnik

Jasinna weiß genau was sie tut und sie weiß welche Chiffren sie benutzen kann, um bei politisch unerfahren Rezipient*innen auf offene Ohren zu stoßen, ihr ideologische Stoßrichtung aber stets beizubehalten. Dabei schafft sie ein braunes Grundrauschen das sich über das gesamte Video hält und das unaufgeregter daherkommt als es für Rechtspopulist*innen üblich ist. Sie bedenkt alle möglichen Vorwürfe, die man ihr in ihrem Vortrag machen könnte und geht auf diese vorauseilend ein. Dabei sagt sie stets was sie nicht tun will, während sie es gleichzeitig tut oder gerade getan hat. Eine Technik die sich besonders leicht über Videos realisieren lässt, weil hier die Bildsprache mit einem widersprüchlichen Kommentar versehen werden kann. Ähnlich wie Mahnwachen-Aktivist*innen die sich gegen Rechts aussprechen und dann mit Reichsideolog*innen, Antisemiten und Rechtspopulist*innen die Bühne teilen. Oder auch wie Rassist*innen die sagen: „Ich habe nichts gegen Ausländer, aber…“ Und hinter dem „aber“ kommt dann erwartbar rassistische Äußerungen. Man glaubt, mit der Aussage „Ich tue xy nicht…“ könnte man Menschen beeindruckt über sein tatsächliches Handeln hinwegtäuschen. Jasinna versucht das konsequent bei fast jedem Punkt, der sie als rechte Ideologin entlarven könnte.

In verschwörungsideologisch konsequenter Andeutungsrhetorik gibt sie den Zuschauer*innen genau den Raum den es braucht, um möglichst viele reaktionäre Ideolog*innen unter einen Hut zu bekommen. Gleichzeitig sagt sie nur wenig Explizites worauf sie von politisch unerfahrenen Menschen festgenagelt werden könnte. Im Gegenteil. Die Rolle der wohlwollenden, vorgeblich multiperspektivischen Menschen- und Weltversteherin, die nach jedem Satz ein sich auf Verständnis rückversicherndes „ja?“ ins digitale Schwurbelland haucht, spielt sie souverän. Mit Formulierungen wie „manche sind der Meinung“ oder „es gibt Leute die glauben“ leitet sie Behauptungen ein, die selbst nicht explizit als ihre eigenen vermittelt sehen will. Ohne jegliche kritische Betrachtung dieser vermeintlich fremden Behauptungen bleibt es jedoch durchsichtig, dass sie diese Formulierungen nicht beschreibend einsetzt, sondern instrumentell. Liebe Jasinna, es gibt Leute die sagen, du seist eine antisemitische, völkisch-rassistische, verschwörungsideologische Reichsbürgerin, der einiges an Aufwand betreibt, um nicht als solche erkannt zu werden. Auch wir gehören zu diesen Leuten und gratulieren dir zu einem weiteren gescheiterten Versuch.

Der Beitrag Die Deutschland-HASSER : Review erschien zuerst auf Indyvegan.


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